In den vergangenen zweieinhalb Monaten haben laut Oxfam lediglich zwölf von insgesamt 34 Lastwagen, die in den nördlichen Gazastreifen vordrangen, dort Hilfe in Form von Lebensmitteln und Wasser verteilen können. Die restlichen Fahrzeuge wurden von der israelischen Armee gestoppt, erklärte die Hilfsorganisation am Sonntag.
Von den 34 Lkw, die in diesem Zeitraum eine Genehmigung für die Durchfahrt in den abgeriegelten Norden des Gazastreifens erhielten, konnten nur zwölf aufgrund absichtlicher Verzögerungen und wiederholter Behinderungen durch die israelische Armee die dringend benötigten Hilfsgüter an die hungernde Bevölkerung ausliefern, teilte Oxfam mit.
Bei drei dieser Lieferungen sei die Schule, in der sich die Bedürftigen vor den Gefechten in Sicherheit gebracht hatten, nur wenige Stunden nach der Verteilung von Nahrungsmitteln und Wasser evakuiert und später von der israelischen Armee bombardiert worden.
„Die Situation in Gaza ist apokalyptisch. Die Menschen sind eingesperrt und können sich nicht in Sicherheit bringen“, sagte Sally Abi-Khalil, Oxfam-Direktorin für den Nahen Osten und Nordafrika. Es sei „unverzeihlich, dass die internationalen Staats- und Regierungschefs trotz der klaren Verletzung des internationalen Rechts durch Israel und dem Einsatz von Hunger als Kriegswaffe untätig bleiben“.
Die israelische Armee, die seit Beginn des Krieges die Hilfslieferungen behindert, kritisiert die Hilfsorganisationen für ihre Unfähigkeit, große Mengen an Hilfsgütern zu verwalten und zu verteilen.
Human Rights Watch, eine in New York ansässige Menschenrechtsorganisation, warf Israel in einem Bericht vom Donnerstag vor, „systematische Bemühungen“ zu unternehmen, den Bewohnern des Gazastreifens Wasser vorzuenthalten, was „wahrscheinlich zu Tausenden von Todesfällen geführt“ habe und weitere Todesopfer nach sich ziehen werde.
Der seit 14 Monaten anhaltende Konflikt in Gaza hat zu immer wiederkehrenden Vorwürfen gegen Israel geführt, insbesondere aufgrund der katastrophalen humanitären Lage.
Israel begann nach einem Vergeltungsschlag der Hamas am 7. Oktober 2023 einen umfassenden Krieg gegen Gaza. Das erklärte Ziel ist die Zerstörung der Hamas, doch bislang wurden zehntausende Zivilisten getötet.
Israel stoppte die Versorgung des Gazastreifens mit Wasser, Lebensmitteln, Treibstoff und Strom und startete massive Luftangriffe. Bodentruppen drangen in den dicht besiedelten Streifen ein.
Humanitäre Hilfe wird weiterhin behindert. Mehr als eine Million Menschen flohen in den Süden des Gazastreifens, während die UN die humanitäre Lage als katastrophal bezeichnet.
Seit Beginn des Konflikts am 7. Oktober 2023 wurden in Gaza mehr als 45.300 Menschen getötet und mehr als 107.600 verletzt, wobei die Zahl wahrscheinlich noch höher ist, da viele Tote unter den Trümmern liegen. Laut lokalen Berichten handelt es sich bei der Mehrheit der Opfer um Frauen und Kinder. Rund 10.000 Palästinenser sollen zudem von israelischen Soldaten verschleppt worden sein.